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Der Hohe Palast der Bhyemm

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Eine kurze Geschichte der Queno

Bei den Queno handelt es sich um eine intelligente, kulturschaffende Spezies, die im Meer lebt. Sie stammen nicht von Tieren, sondern von Pflanzen ab. Daher haben sie nach wie vor den gleichen Stoffwechsel wie andere Pflanzen, sprich sie betreiben Photosynthese.
Die Städte der Queno befinden sich in überwiegend 10 bis 30 Meter Tiefe, womit es sich meist um küstennahes Wasser handelte. Hier ist die Lichteinstrahlung stark genug, um sowohl den Queno Photosynthese zu ermöglichen, gleichzeitig ist der Wellengang nicht ganz so spürbar wie an der Oberfläche.
Ihre Behausungen bauen Queno bis auf wenige Ausnahmen mit lichtdurchlässigen Dächern. Auch die Wände werden meist aus durchlässigen Materialien (zumeist Netzen) hergestellt, da sie nicht vor den Elementen schützen müssen, sondern vor allem dazu dienen, dass der Nachwuchs sowie der Besitz nicht von der Strömung davon gespült wird. Die Netze müssen dabei kaum Gewicht tragen, da Queno ja die gleiche Dichte wie Wasser haben.
Interessanterweise werden Meeresbewohner überwiegend als friedliebend gesehen. Aus unbekannten Gründen assoziieren Landbewohner im Meer lebende Völker mit Bedächtigkeit und Ausgeglichenheit, als müsste das Wasser eine beruhigende Wirkung auf sie haben. Auf aquatile Lebewesen auf anderen Welten mag dies vielleicht zutreffen, doch die Queno die die hiesigen Meere bewohnen können ebenso blutrünstig sein wie Landvölker, wenn nicht gar noch mehr. Ein besonders grausames Beispiel der jüngeren Geschichte war die Herrschaft Bhyemms in der Stadt Rallat.
Rallat ist die zweitgrößte Stadt der Rallat und von großer strategischer Bedeutung, da sie in der nach der Stadt benannten Meerenge liegt, an der sich mehrere Handelsstrecken treffen.
Queno kommunizieren untereinander auf zweierlei Art: Zum einen mit Gesten, diese haben den Vorteil, dass sie auch über eine gewisse Distanz sichtbar sind sowie dass man gleichzeitig eine größere Anzahl von Empfängern erreichen kann. Nachteil ist jedoch, dass nur eine begrenzte Anzahl an einfachen Aussagen übermittelt werden kann. Die bevorzugte Kommunikationsart ist jedoch der direkte neurale Kontakt. Hierzu berühren sich zwei Queno mit ihren Extremitäten, die binnen weniger Sekunden zusammenwachsen und eine direkte Gedankenübertragung ermöglichen. Auf diese Weise können Queno binnen kurzer Zeit große Mengen an Daten untereinander austauschen.
Das politische System in Rallat basiert darauf, dass eine bestimmte Anzahl von Queno (meist 50 bis 120) einem Demoskop regelmäßig ihre Meinung durch Gedankenübertragung mitteilt. Das Amt des Demoskopen beinhaltet jedoch keine eigene politische Macht, da der Demoskop lediglich die Meinungen einsammelt und nicht selbst entscheidet. Zum Demoskop wird daher meist ein besonders kommunikationsbegabter Queno mit gutem Gedächtnis gewählt. Die Demoskopen tauschen sich wiederum per neuralem Kontakt untereinander aus um einen tragfähigen Konsens zu ermitteln, der nicht nur die Unterstützung einer knappen Mehrheit erhält, sondern auch einen breiten Rückhalt genießt. Bei kontroversen Themen kann es sein, dass es mehrere Besprechungsrunden gibt, bei denen die Demoskopen Rücksprache halten bis ein Konsens erzielt wird. Dieses System hat sich in der Vergangenheit überwiegend bewährt, wobei es jedoch auch hier Ausnahmen gab.

Die Herrschaft der Bhyemm

Die Queno Bhyemm zeichnete sich durch eine außergewöhnliche Persönlichkeitsstruktur aus. Der treffendste Begriff hierfür dürfte Psychopath sein. Bei Queno stellt dies jedoch eine besondere Gefahr dar, wie sich im Folgenden zeigen sollte.
Bhyemm war dabei auch sehr kommunikationsbegabt und verfügte über ein eidetisches Gedächtnis, weshalb sie auch zum Demoskopen gewählt wurde. Statt wie üblich Meinungen zu sammeln und weiterzugeben, begann sie jedoch damit, geschickt die Meinungen ihrer Mitqueno in seinem Sinne zu beeinflussen. Zwar gibt es immer wieder Demoskopen die dies versucht haben, sobald dies jedoch entdeckt wurde, wählte die jeweilige Gruppe schnell einen neuen Demoskop. Bhyemm gelang es jedoch nicht nur seine eigene Gruppe, sondern nach und nach auch die anderen Demoskopen von ihren Meinungen zu überzeugen. Die anderen Demoskopen glaubten daraufhin, dass Bhyemms Meinungen die der Mehrheit seien und trugen dies in ihre Gruppe zurück, die sich in ihrem Konsensstreben davon überzeugen ließen. Die genauen Erklärungen wie Bhyemm dies bewerkstelligt hat sind in menschlichen Maßstäben schwer zu erklären. Am ehesten kann man sich jedoch vorstellen, dass Bhyemm im Rahmen der Gedankenübertragungen jeweils das Bewusstsein ihres Gegenübers „gehackt“ hat. Dabei setzte sie auch bewusstseinsverändernde Chemikalien ein um die [Widerstände] zu überwinden.
Bhyemm setze auf diese Weise zuerst unbedeutende Änderungen in der Politik durch, nachdem sie sich ihrer Position und ihres Durchsetzungsvermögens sicher war begann sie nach und nach der Stadt ihren Willen aufzudrücken und eine diktatorische Herrschaft zu errichten.

Der Bau des Hohen Palastes

Als weithin sichtbares Zeichen ihrer Herrschaft plante Bhyemm den Bau eines Palastes, der über der Stadt thronen sollte. In einer eklatanten Missachtung des Lichtsrechts wurde dieser Palast zudem schließlich genau über dem Stadtzentrum errichten. Zwar bestand das Baumaterial auch hier überwiegend aus Netzen und anderen lichtdurchlässigen Materialien, trotzdem wurde den Bewohnern der darunter liegenden Gebäude hierdurch ein Teil des Sonnenlichts entzogen.
Nach oben reicht der Hohe Palast bis hinauf an die Wasseroberfläche, ein Bereich in dem die Queno üblicherweise keine Bauwerke errichten, da er zu sehr den Launen des Wetters ausgesetzt ist. Bhyemm scheute jedoch keine Kosten oder Mühen um den Palast mit zahlreichen Streben fest mit dem Meeresboden zu verankern. Gleichzeitig sorgten luftgefüllten Aufschwimmblasen für den notwendigen Auftrieb, um sicherzustellen, dass der Palast nicht hinabsank. Bhyemm hielt sich – zumindest bei ruhigem Wetter – bevorzugt in den obersten Räumlichkeiten auf, um so ein Maximum an Sonnenlicht absorbieren zu können.
Bhyemm ließ zahllose ihrer Gegner foltern und hinrichten, oft auch besonders grausam in den Dunkelkammern die sie in ihrem Palast einrichten ließ. Hierbei handelt es sich um Räume, die an allen Seiten mit lichtundurchlässigen Materialien ausgekleidet sind. Queno die hier eingesperrt wurden vegetierten qualvoll vor sich hin da sie kein Sonnenlicht mehr bekamen, magerten ab und starben letzten Endes.

Der Widerstand

Durch die zunehmend extremeren Entscheidung die Bhyemm der Bevölkerung aufoktroyierte begannen immer mehr rallater Bürger die neue Politik kritisch zu hinterfragen. Anfangs nur im Stillen, begannen sie zunehmend auch sich untereinander auszutauschen. Hierbei tat sich besonders eine Gruppe älterer Queno hervor, die selber über gehobene gesellschaftliche Stellungen verfügten. Einige waren in der Vergangenheit auch Demoskopen gewesen, kannten die Abläufe und wunderten sich über die vermeintliche Änderung der allgemeinen Meinung.
Diese Queno organisierten begannen sich in einer Widerstandsgruppe zu organisieren. Um der Beeinflussung zu entgehen, mieden sie die regelmäßig Treffen mit ihrem jeweiligen Demoskopen und auch ansonsten versuchten sie soweit wie möglich neurale Kontakte außerhalb des Widerstandes zu vermeiden. Stattdessen nutzen sie diverse Ausreden um ihre Kommunikation mit außenstehenden auf Gesten zu beschränken. Bhyemm hatte in ihrem Hochmut eine solche Widerstandsgruppe nicht erwartet und daher keine geheimdienstliche Organisation eingerichtet. Somit blieb ihr diese Entwicklung unbekannt.
Dem Widerstand gelang es einige Mitglieder der Palastwache zu rekrutieren, so dass sie sich in einer dunklen Nacht unbemerkt dem Palast von oben nähern konnten und Bhyemm in ihren Gemächern überraschten.
Zwar hatte der Widerstand zwischenzeitlich überlegt, Bhyemm nach einem etwaigen Sturz selber in einer Dunkelkammer einzusperren, jedoch befürchtete man dass die zahlreichen Einwohner die noch unfreiwillig an Bhyemm glaubten sie wieder befreien würde. Daher wurde sie, sobald man sie in angefunden hatte, grausam zerstückelt. Ihre sterblichen Überreste trug der Widerstand am darauffolgenden Morgen durch die Stadt und erklärte der Bevölkerung in einfachen Gesten was passiert war. Die Mehrheit reagierte apathisch bis beschämt als sie verstanden was passiert war. Der Widerstand wurde in einer kurzen Zeremonie geehrt, danach versuchten man jedoch so schnell wie möglich die Herrschaft der Bhyemm unter den Teppich zu kehren. (Queno benutzen übrigens tatsächlich Teppiche. Sie werden überwiegend aus Seetang gefertigt und liegen in den untersten Geschossen jener Bauwerke aus, die auf Fels errichtet werden. Auf diese Weise soll das Verletzungsrisiko am scharfkantigen Fels vermindert werden.)

Rallat und der Hohe Palast heute

Eine unübersehbare Erinnerung an Bhyemm war und ist bis heute jedoch natürlich der Hohe Palast. Aus diesem Grund gab es auch Überlegungen ihn abzureißen oder zumindest zu verlegen. Letzteres stellt sich jedoch aufgrund der überaus stabilen Streben und beiderseitigen Verankerungen als zu kompliziert heraus.
Dem Abriss entging der Palast letztendlich dadurch, dass die Fremdenzöllner begannen ihn als Basis zu nutzen. Die Fremdenzöllner sind eine bewaffnete Organisation, die von den durchfahrenden Schiffen anderer Spezies „Zoll“ erhebt, in dem sie nach einem bestimmten Schlüssel deren Schiffe durch einen Unterwasserangriff versenken und sich die Fracht aneignen. Vom Hohen Palast aus werden heutzutage Angriffe auf die Schiffe der Iáng gestartet, die diese strategisch wichtige Meerenge von Rallat häufig durchqueren. Durch seine Lage ist der Hohe Palast hierfür besonders geeignet, da man aufgrund seiner Höhe eine gute Sicht hat und somit von diesem einen Standort die komplette Meerenge überwachen kann. Der von den Iáng erhobene „Zoll“ hat einen nicht unbedeutenden Teil zum Wohlstands Rallats beigetragen, weshalb die Fremdenzöllner ein hohes Ansehen bei der Bevölkerung genießen, eine Einschätzung die sich mittlerweile auch auf den Hohen Palast ausgedehnt hat.
Hierzu beigetragen hat auch, dass es durch den technologischen Fortschritt den Queno vor kurzem gelungen, eine spiegelnde Wand südlich des Palastes zu platzieren, wodurch das dort einfallende Sonnenlicht in die Stadt reflektiert wird. Die Gebiete unterhalb des Hohen Palastes kommen dadurch wieder in den Genuss etwa der gleichen Sonneneinstrahlung wie vor dem Bau. Hierzu beigetragen hat auch, dass es durch den technologischen Fortschritt den Queno vor kurzem gelungen ist, eine spiegelnde Wand südlich des Palastes zu platzieren, wodurch das dort einfallende Sonnenlicht in die Stadt reflektiert wird. (Die Stadt Rallat befindet sich auf der Südhalbkugel, die Sonne läuft also im Norden entlang.) Die Gebiete unterhalb des Hohen Palastes kommen dadurch wieder in den Genuss etwa der gleichen Sonneneinstrahlung wie vor dem Bau.
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(c) Lakyr Sayelan.net 2016-09-18 12:19 GMT