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Geschrieben von einer seeëoschen Historikerin

Einleitung

Verglichen mit der anderer Völker erweist sich die Geschichte unserer Vorfahren, der Waldëo, als ein schier unlösbares Rätsel, einfach auf Grund der Tatsache, daß die Waldëo erstens bei ihrer Landung so gut wie alle Dokumente und Relikte gründlich vernichtet haben, und zweitens, da sie das geschriebene Wort bis heute noch verabscheuen, so daß es auch in der Zeit nach der Landung keine schriftlichen Aufzeichnungen gibt. So ergibt es sich, daß wir über die Geschichte anderer Völker, wie z.B. die der Iáng, der Queno, aber auch die der Zreunokt weit mehr wissen als über die unserer Vorfahren, der Waldëo und über die unserer Vorvorfahren, der Hochëo.
Alle Daten die ich in diesem, bisher wohl genauesten Bericht über die ëosche Geschichte zusammengetragen habe stammt aus den Liedern der Waldëo, denen ich so gut wie ich konnte die richtige Interpretation abgewonnen habe, den wenigen verbliebenen Artifakten die die Zerstörung entgangen und über Jahrtausende erhalten blieben sowie der Hilfe einiger unserer fähigsten Magier, die mit Hilfe mächtiger Zauber weit zurück in die Vergangenheit gereist sind um für uns unsere eigene Geschichte wieder zu erforschen.
Mit Hilfe all dieser Information ist es mir dann gelungen ein ungefähres Bild zusammengestellen, wenn auch ein sehr grobes. Es ist mir von einigen Ereignissen mittlerweile bekannt wie und wo sie stattgefunden haben, eine große Frage bleibt jedoch immer das wann, da es sich als ungemein schwierig erweist bei mehreren tausend Jahren alten Ereignissen auf Jahr und Tag genau das Datum festzustellen.

Reise und Ankunft

Wir verdanken es wohl nur einem günstigen Zufall daß es im Jahr der Ladung erstens gerade [astronomisches Ergeignis] gab/war, und daß zweitens dieses in einem Lied festgehalten wurde, das außerdem noch eine Beschreibung der Blütenpracht enthält aus der wir den Spätherbst schließen können und drittens das dieser Gesang die Jahrtausende seit der Landung weitergesungen und erhalten blieb, so daß wir mit einer Abweichung von maximal zehn Tagen das genaue Datum der Landung auf den [Datum der Landung] festlegen können.
Bei den meisten anderen Daten sind uns jedoch nicht solche glücklichen Zufälle beschieden, so daß wir uns mit sehr groben Schätzungen begnügen müssen die, wie ich mit Scham zugeben muß, zum Teil bis zu hundert Jahre vom tatsächlichen Datum abweichen können. Noch ein kleiner Hinweis für diesen Bericht: ich werde im Großteil des Berichts manchmal den Begriff Ëo und manchmal Waldëo verwenden, da es ja schließlich bis zur Zeit der Spaltung nur Waldëo auf Sayelan gab.
Die genauen Wurzeln der Ëo liegen bis heute im Dunkeln, wir wissen nur, daß unsere Vorfahren einst von Fádalor, einem fernen Kontinent weit südlich von Sayelan kamen, es ist ferner bekannt, daß dort offenbar einige Kriege geführt wurden und deshalb einige der Hochëo, angeführt von einer gewissen Talasa Elrilme, beschlossen Fádalor zu verlassen um in der Ferne nach einem friedlichen und naturverbundenem Leben zu suchen. Aber weitere Details sind den waldëoschen Liedern nicht zu entnehmen, da nach der Landung offenbar sogar die Lieder von allem getilgt wurden was irgendwie einen Hinweis auf die fortschrittliche Technologie der Hochëo hinweisen könnte, das einzige was geblieben ist, sind Warnungen und Mahnungen davor und daß man nie wieder irgendwas metallenes anfertigen soll et cetera, die genauen Ausführungen will ich dem Leser jetzt erstmal ersparen, sie folgen später im Text.
Aus den alten Liedern der Waldëo ist zu entnehmen, daß wohl 27 Schiffe von Fádalor aus aufbrachen von denen 19 schließlich Sayelan erreichten. Jedes dieser Schiffe soll angeblich über 200 Ëo jeden Alters transportiert haben und sie sollen sogar noch über sehr viel Platz verfügt haben, gemessen an diesen Daten müssen die Schiffe von einer solchen Größe gewesen sein wie sie Sayelan seit dem nicht mehr gesehen hat.
Nach der Landung wurden 18 der Schiffe umgehend verbrannt, die wenigen mitgebrachten schriftlichen Dokumente ebenfalls und alle Ausrüstung bis auf die primitivsten Holzwerkzeuge wurde vernichtet. Speziell zu diesem Zweck hatten die Neuankömmlinge noch mehrere Schmelzöfen errichtet die sie nach der Benutzung dann umgehend vernichteten.
Was mit dem letzten verblienem Schiff, der Andatur, geschah ist unklar, einige Lieder erzählen daß damit einige, während der Fahrt abtrünnig gewordene Ëo, zurück nach Fádalor gebracht, andere daß selbige mitsamt dem Schiff verbrannt werden sollten. Es sind sogar Gerüchte einer Legende bekannt nach der die Abtrünnigen das Schiff aufgebracht haben und hinfortgesegelt sind. Noch andere Lieder besagen daß Talasa, die während der Fahrt verstorben sei mit der Andatur auf ihre letzte Reise geschickt werden sollte. Noch heute ranken sich immer neue Legenden um die Andatur und es vergeht kaum ein Jahr in dem nicht zumindest ein Abenteurer mit einer Karte auftaucht und behauptet diese zeige wo sich die Andatur befände, denn schließlich wäre es ja möglich, sofern sie wirklich irgendwo gestrandet und bis heute erhalten sein sollte, daß sich all die technischen Errungenschaften unserer Vorfahren noch auf diesem Schiff befinden, was die gesamte Entwicklung von Sayelan um Jahrhunderte nach vorne katapultieren dürfte, nur leider ist die Wahrscheinlichkeit dafür zu gering um daran glaube zu können.

Besiedelung

Aber nun zurück zur ëoschen Geschichte: nachdem alles was an Fádalor erinnerte vernichtet und verbrannt war begannen die Ëo Tillara, wie sie den Wald mittlerweile getauft hatten, zu besiedeln. Nun, besiedeln ist vielleicht das falsche Wort, bevölkern paßt vielleicht etwas besser. Denn die erste Generation hatte sich strikte Regeln auferlegt was erlaubt und was zu unterlassen sei. Diese, den Regeln der Natur und der Tiere nachempfundenen, Regeln wollte sie ihren Kindern beibringen in der Hoffnung daß diese sie intuitiv lernen um ein naturgemäßes Leben ohne Regeln führen können.
Zu diesen Regeln gehörten offenbar:
Erstens: Du sollst kein eisernes Werkzeug anfertigen, noch sollst du Metall verarbeiten.
Zweitens: Du sollst keine Gegenleistung für etwas verlangen daß du einem Ëo gibts, du sollst denen geben die brauchen, der Wald wird es dir vergelten.
Drittens: Du sollst keine Pflanze pflücken und kein Tier töten es sei denn du oder deine Familie benötigen Nahrung oder Kleidung.
Viertens: Du sollst keine Tiere in Gefangenschaft halten, Tiere sollen genauso frei sein wie jeder Ëo.
Fünftens: Du sollst keine Pflanzen anbauen, denn der Wald tut dies selber.
Sechstens: Du sollst kein Feuer nutzen, noch entfachten, denn es schadet dem Wald.
Siebtens: Du sollst über den, der die Regeln bricht urteilen, und ihn je nach Schwere für einige Tage aus der Gemeinschaft ausschließen oder ihn für immer aus dem Wald verstoßen.
Achtens: Du sollst jedes Wesen daß den Wald betritt und das sich nicht an die Regeln halten will aus dem Wald vertreiben, auch mit Gewalt wenn Worte es nicht tun.
Neuntens: Du sollst die Regeln deinen Kindern beibringen auf daß diese auch ein glückliches Leben führen können.
Über eine zehnte Regel, die besagt daß man Tillara nicht verlassen darf, herrscht Unklarheit, die wenigen Waldëo die man dazu befragen konnte dementierten diese stets, schließlich haben sie ja selber Tillara verlassen, zumindest kurzzeitig, erzählten aber, daß es offenbar einige gibt die sich an diese Regel halten.
Allgemein halten sich die Waldëo bis heute an diese Regeln, auch wenn sie sie mittlerweile eher intuitiv gelernt haben, und die Regeln als solches absolutes Gesetzbuch nicht mehr existieren.

Isolation

Nach diesem kleinen Schwenker kehren wir wieder zu unserem eigentlichem Thema, der waldëoschen Geschichte zurück: nur wenige Jahre nach der Landung hatten sich die Waldëo bis an einen großen Fluß verbreitet dem sie den Namen Kenluqe gaben. Offentsichtlich gab es einige Versuche ihn zu überqueren und das gegenüberliegende Ufer auch zu besiedeln, denn auch südwestlich von ihm, er läuft von Nordwest nach Südost, befand und befindet sich Wald. Was weiterhin genau geschah ist sehr unklar, offensichtlich kehrte keine der Expeditionen zurück und auch jeglich Versuche der Kommunikationsaufnahme scheiterten. Schlußendlich wurde aber irgendwie die Vereinbarung getroffen daß beide Seiten auf jeweils ihrer eigenen Seite des Flußes bleiben sollte und sich beide ignorieren sollten. Aber mit wem und wie diese Vereinbarung getroffen wurde ist unklar. Manche vermuten daß auch auf dem anderen Flußufer Ëo leben, andere vermuten Dämonen, manche gar einen völlig unbewohnten Wald oder auch eine bloße Illusion wieder andere ein völlig anderes, unbekanntes Volk; meiner Meinung nach ist letzteres wohl das wahrscheinlichste. Fakt ist jedoch, daß sich beide Seiten an diese Vereinbarung gehalten haben, zumindest hat meines Wissens niemand vom südwestlichen Kenluqeufer jeweils Tillara betreten, während es von der ëoschen Seiten doch ein paar junge Heißsporne gab, die der Versuchung nicht wiederstehen konnten, von diesen ist jedoch keiner jemals zurückgekehrt. Summa Summarum ist also der erste Versuch einer Kontaktaufnahme mit anderen Völker durch die Ëo auf Sayelan in einem Fehlschlag geendet.
Nach Westen war der Weg nun versperrt, im Osten ging Tillara in eine offene Ebene über die die Ëo nicht besiedeln wollten, im Süden befand sich das Meer und das bisherige bewohnte Gebiet reichte nicht aus um die langsam aber sicher wachsende Bevölkerung zu beheimaten, zumindest nicht bei der naturgemäßen Lebensart. So blieb den Ëo nichts anderes übrig als sich langsam nach Norden und Nordwesten hin zu verbreiten. Mehrere hundert Jahre ging dies ohne Probleme vonstatten, denn der Wald war groß, und die bisher einzigen Bewohner waren Tiere und einige Waldschrate, mit denen sich die Ëo aber friedlich vertragen konnte.

Erster Tli-Waldëoscher Krieg

Eines Tages aber stießen die ersten Ëo auf die nordwestliche Grenze des Waldes. Hier ging der Wald in die leicht sumpfige Heide der Tli über. Die Tli hatten unter anderem seit langer Zeit schon die Angewohnheit Bäume vom Westrand Tillaras zu schlagen. Dies erwies sich als völlig unvereinbar mit den waldëoschen Prinzipien. Nachdem sie ausreichend Verstärkung herbeigerufen haben begannen sie sorgfältig jeden Tlus ins jenseits zu schicken der den Wald betrat, aus ihm heraus trauten sie sich jedoch nicht. Mehrere Verhandlungsversuche der Tli scheiterten daran, daß die Ëo die Botschafter umbrachten bevor sie ein Wort sagen konnten und so begannen die Tli ihrerseits eine Armee aufzustellen und marschierten gegen die Waldëo vor. Sie legten Feuer indem sie von kurz vor der Baumgrenze Fackeln in den Wald schleuderten, die Ëo beantworteten dies dann mit Pfeilhageln. Das Ergebnis war schließlich ein Krieg in dem die Armeen, wenn man sie so bezeichnen kann, weniger als einen [Kilometer] auseinanderlagen, es aber nie zu einer richtigen Schlacht kam; die Tli schleuderten täglich ein paar Brandbomben in den Wald die die Ëo dann sogleich löschten, kein Heer traute sich wirklich in Reichtweite des anderen. Nach mehreren Wochen übersanden die Waldëo schließlich ihre Forderungen an die Tli: kein Tlus sollte jemals wieder Tillara betreten, wer es doch tat sei des Todes. Angesichts der Aussichtslosigkeit eines Angriffes auf die Waldëo, da diese viel besser im Wald kämpfen konnten fügten sich die Tli, im Gegenzug konnte sie zumindest erreichen daß auch kein Waldëo jemals ihr Gebiet betreten durfte, dies war für die Waldëo eigentlich kein Zugeständnis da sie es sowieso nicht vorhatten. Bis heute haben sich, bis auf einen Zwischenfall auf den ich später eingehen werden, beide Seiten größtenteils an diesen Vertrag gehalten.

Zreunoktinisch-Waldëoscher Krieg

Einige Jahrzehnte später kam es am Nordrand von Tillara zum ersten Zusammentreffen zwischen Ëo und Zreunokt. Die Waldëo hatten mittlerweile den Fluß Nortádikaiqe im Norden von Tillara überquert und begannen den kleinen Teil des Waldes nördlich davon zu besiedeln. Hier kam es zu der ersten Begegnung mit den Zreunokt. Von Anfang an war dieses Zusammentreffen von gegenseitiger Feindlichkeit bestimmt. Nach dem Krieg mit den Tli waren die Waldëo wohl etwas übermütig geworden und überbrachten die gleichen Forderungen an die Zreunokt wie zuvor an die Tli, doch die Zreunokt waren zu diesem Zeitpunkt weit besser ausgerüstet als die Tli, außerdem hatte sie in der letzten Zeit, im Gegensatz zu den Tli, an keinen größeren Kriegen teilgenommen. So kam es daß anfangs die Situation der des Krieges mit den Tli sehr ähnelte: beide Völker lagerten in Sichtweite von einander, aber keins wollte in das Terrain des anderen vordringen, um nicht den entscheidenden Geländevorteil preiszugeben. Dann jedoch brachte die Zreunokt gewaltige Katapulte an die Front und diese schleuderten gewaltige Mengen von Brandsätzen in den Wald; große Waldflächen nördlich der Nortádikaiqe brannten ab. Ein Versuch einer Gruppe Waldëo einen scheinbar sehr schlecht bewachten Katapult zu zerstören endete in einer Katastrophe als sie in eine Falle der Zreunokt tappten. Unter der Aufwendung vieler Ressourcen gelang es den Zreunokt mehr als zwei Drittel des Waldes nördlich der Nortádikaiqe zu verbrennen. Derart in die Defensive gedrängt gelang es glücklicherweise den vernünftigeren unter den Waldëo ihre Brüder und Schwestern davon zu überzeugen mit den Zreunokt zu verhandeln. Bei diesen Verhandlungen war das größere Problem nicht der tatsächliche Inhalt, sondern erst einmal überhaupt eine gemeinsame Kommunikationsbasis zu schaffen. Hatten bei den Verhandlungen mit den Tli und der Überbringung der ëoschen Forderungen an die Zreunokt noch einige Bilder genügt so war es diesmal damit nicht getan. Die genau der Details wie dies schließlich gelang sind überaus ermüdent und sollen hier nicht den Rahmen dieses Beitrages sprengen, Tatsache ist jedoch, daß dies gut und gerne zwei Monate dauerte, während die eigentlichen Verhandlungen nicht mehr wenige Tage beanspruchten. Das Ergebnis war schließlich, daß die Nortádikaiqe als Grenze zwischen beiden Völkern festgelegt wurde, der genaue Wortlaut lautet "Herz des Flußes", was später noch einmal wichtig werden wird. Nun aber mußten sich die noch nördlich des Flußes befindlichen Waldëo auf sein Südufer zurückziehen, auf dem Nordufer begannen die Zreunokt Grenzposten zu errichten.

Zwischenbilanz

Bis jetzt habe ich in diesem Beitrag über alle Himmelsrichtungen rech ausführlich berichtet, mit einer Ausnahme: der Osten. Dies liegt einfach daran, daß es über die Ebenen westlich von Tillara nicht viel zu berichten gibt, denn dort lebten zu der Zeit zwar in einem Abstand von Tillara Zentauren und einige Queno, aber keines der beiden Völker hatte Interesse an einer Kontaktaufnahme, die Queno aus Furcht und die Zentauren aus Desinteresse. Und auch die Waldëo hatten kein Interesse daran Tillara zu verlassen und noch weniger den bisher unbewohnten Teil der offene Ebene zu besiedeln. So sollte es bis zur Spaltung zwischen See- und Waldëo dauern bis diese Ebene einen Bewohner fand.
Ich habe bisher viel über die Beziehungen zwischen den Waldëo und ihren Nachbarn erzählt, aber seit den neun bzw. zehn Regeln kaum ein Wort über die Situation in Tillara selber und die internen Dinge im Wald verloren. Dies habe ich auch in diesem Beitrag nicht vor, da er die Geschichte behandelt, die Gesellschaft der Waldëo hat sich jedoch seit Ankunft der Ëo bis heute so gut wie gar nicht verändert. Wer also an der Gesellschaft der Waldëo interessiert ist, der möge sich doch eines meiner Bücher kaufen die dieses Thema abhandeln.
Um noch einmal kurz die Situation zusammenzufassen: die Waldëo hatten nun ganz Tillara besiedelt, wenn auch mit, einer relativ zu anderen Völker dieser Zeit, recht niedrigen Bevölkerungsdichte. Mit den Nachbarn im Süden, Westen und Norden hatten sie Abkommen geschlossen die auf gegenseitiges Ignorieren hinzielten, der Osten war unbewohnt und in sofern war dies hier unnötig. Mit dieser Situation waren die Waldëo recht glücklich, und im Zentrum von Tillara gab es sogar Waldëo die sich nicht mehr bewußt waren, daß es noch etwas außerhalb des Waldes gab, die die näher an seinem Rand wohnten wußten zumindest noch daß alles, was von außen kommt schlecht ist.

Zweiter Tli-Waldëoscher Krieg

In diese perfekte Harmonie hinein kam dann die Nachricht eines tlischen Angriffs im Nordwesten. Die Waldëo waren völlig unvorbereitet darauf. Hatten sie in den vergangenen zwei Kriegen zumindest noch über große Bögen, Lederrüstungen und eine zumindest rudimentäre Grundausbildung für Kämpfe verfügt, so hatten sie nun nur noch Jagdbögen und ihre bloße Kleidung, das Wissen wie man sich richtig in Kämpfen mit anderen intelligenten Wesen verhält war mangels innerer wie äußerer Konflikte verloren gegangen. So ergab es sich, daß die Tli, zudem noch mit Katapulten nach zreunoktinischer Bauart ausgestattet weite Waldflächen in Besitz nahmen oder abbrannten. Die Waldëo waren hoffnungslos unterlegen, speziell da sie nicht über das Organisationsvermögen verfügten daß benötigt gewesen wäre um dem großen Tliheer, das wohl fünftausend Tli zählte, geschlossen gegenüberzutreten. Es müssen wohl tausende Ëo gewesen sein, die in dieser Zeit ihr Leben ließen. Die Waldëo wurden innerhalb von nur vier Wochen um wohl etwa [150 Kilometer] zurückgedrängt, das einzige was die Tli an einem schnellerem Vormarsch hinderte waren mitnichten die Waldëo, sondern schlicht und einfach die Tatsache, daß die Tli jedes Stück des Waldes das sie erobert hatten erstmal sorgfältig abbrannten bevor sie weiterzogen.
In dieser verzweifelten Sitation tauchte plötzlich eine gewisse Ramadon auf. Selbige war viele Jahre vorher wegen Mißachtung der Regeln der Natur aus dem Wald verbannt worden, hatte sich dann aber in einer uralten Burg, die von allen anderen Waldëo gemieden wurde, da sie glaubten daß sie verflucht sei, versteckt. Es ist nicht genau bekannt woher, aber offentsichtlich wußte Ramadon schon lange vorher von dem Angriff der Tli. So hatte sie in der besagten Burg unter anderem eine Schmiede errichtet, in der sie mit nur etwa zwanzig treuer Gefolgsleute über tausend Waffen gebaut und geschmiedet hatte - eiserne versteht sich - was in absolutem Widerspruch zum ersten und heiligstem Gesetz der Waldëo stand. Doch Ramadon war zu der Zeit nicht die einzige die mit dem Leben im Wald nicht zufrieden war; viele tausende, vor allem jüngere Ëo fühlten daß das Leben im Wald nicht das richtige sei, doch nur wenige trauten sich dies offen zu sagen, denn in den allermeisten Fällen wurden sie dafür aus Tillara verstoßen. So ist es jedoch nicht verwunderlich daß sich die Nachricht von Ramadons Wiedererscheinung und ihrem Waffenlager wie ein Lauffeuer innerhalb weniger Tage verbreitete und sich über tausend Ëo auf ihrer Burg eintrafen die bereit waren sich und ihren Wald mit den eisernen Waffen zu verteidigen. Die übrigen Waldëo standen dem relativ machtlos gegenüber, außerdem hatten sie nicht viel zu verlieren, und so ließen sie Ramadon und ihr Heer gewähren. Außerdem hofften insgeheim wohl viele daß durch ihre zwangsläufige Niederlage sich das Problem der Aufsässigen von selbst löst, die Tli geschwächt werden und außerdem ein Beweis für die Richtigkeit der Regeln der Natur erbracht würde.
Ramadon und ihre Gefolgsleute bildeten jeden Neuankömmling auf der Burg so gut sie konnten zum Krieger aus, so gut man eben jemandem innerhalb von wenigen Tagen ausbilden kann, denn schon bald kamen die Tli. Diese waren wohl nicht ganz unglücklich über die Tatsache eine Burg vorzufinden, denn nun hatten sie endlich mal einen richtigen Feind zum kämpfen und nicht nur ein paar Waldëo die entweder flohen, oder wegen ihrer Unterlegenheit im Kampf allenfalls als lebendige Zielscheibe taugten. Die Tli vermißten lediglich ihre Katapulte, da sie diese wenige Tage nach Beginn des Feldzuges zurückgeschickt hatten, zu groß wären die Mühen gewesen sie mitzunehmen und zu groß bis jetzt die taktische Überlegenheit als daß sie sie noch gebraucht hätten.
So ergab es sich, daß sie nur mit leichten Waffen ausgestattet vor einer bemannten Burg standen. Umgehend ließen die tlischen Heerführer nach schwerem Belagerungsgerät schicken. Doch der Mangel an solchen schien sie aufgrund einer großen zahlenmäßigen Überlegenheit, die Tli zählten gut viertausend, die Ëo gerademal eintausend, erstmal nicht sonderlich zu stören mal abgesehen davon daß sie glaubten die Burg sei von schlecht bewaffneten und unausgebildeten Angsthasen bemannt, und so begannen sie mit der Belagerung. Die Insassen der Burg hingegen waren weitaus besser vorbereitet: so waren große Nahrungsreserven vorhanden, die wohl für Wochen reichten, und außerdem verfügten sie über Katapulte die, so vermuten wir heutzutage zumindest, nach zreunoktinischen Bauplänen angefertigt wurden. Doch diese Katapulte wurden erstmal nicht zum Einsatz gebracht. Denn wie erwartet schlugen die Tli ihre Lager zwar außerhalb der Bogenschußreichweite der Burg, aber innerhalb der Katapultreichweite auf.
Ramadon ließ ihre Katapulte gut versteckt bis die Tli ihre Lager komplett aufgeschlagen hatten, dann ließ sie eines morgens, kurz vor der Dämmerung überraschend das Feuer eröffnen. Die Tli waren völlig unvorbereitet auf solch einen Schlag. Wohl fast tausend Tli müssen allein in den ersten Minuten in dem Feuer das die Katapultgeschoße verbreiteten in ihren dichtbepackten Zelten verbrannt sein, inklusive der Heerführer. Ein Versuch eine organisierte Schlachtreihe aufzustellen und gegen die Burg zu marschieren endete in einer Katastrophe als die Ëo ihr Feuer auf genau diese konzentrierten, die wenigen die nicht von den Katapulten getroffen wurden starben im Kreuzfeuer der ëoschen Bögen, insgesamt wohl nochmals fünfhundert an der Zahl. Die Tli begannen nun ein Manöver das man, höflicherweise, als Rückzug bezeichnen kann, realistisch gesehen war es eine heillose Flucht in alle Richtungen.
Ein letzter Versuch wieder ein organisiertes Heer aufzustellen scheiterte an einem ëoschen Ausfall. Viele der fliehenden Tli wurden nun von den Waldëo der umliegenden Gegenden erschlagen, nur etwa achthundert des zu Beginn fünftausend Tli zählenden Heers verließen den Wald lebend. Dabei ist aber zu beachten daß etwa fünfhundert nach wenigen Tagen mit den Katapulten und anderem schweren Gerät zurückgeschickt wurden, die tatsächliche Zahl der gefallenen Tli beläuft sich somit auf schätzungsweise Dreitausendsiebenhundert.

Spaltung der Ëo

Die Tli brauchten Jahrzehnte um sich von diesem Schlag zu erholen, die Waldëo ebenfalls. Doch statt des Wiederaufbaus standen in Tillara nun erstmal andere Probleme an: der Konflikt zwischen den konservativen und den progressiven Ëo, wie wir die beiden Parteien nunmal nennen wollen. Die Konservativen wollten im Wald bleiben und wieder so ihr Leben führen, wie sie es vor dem Krieg geführt hatten und sie wollten die Progressiven wieder eingliedern, außer den Anführern die des Waldes verwiesen werden sollten. Die Progressiven hingegen wollte ein Leben ohne die einzwängenden Regeln der Natur, ein Leben in Freiheit führen. Die Lösung in der Burg zu wohnen kam überhaupt nicht in Frage, da es sich einfach um zu viele Progressive handelte. Ohne eine Lösung dieses Problems stand ein Bürgerkrieg bevor. Doch Ramadon gelang es schließlich eine Lösung mit den Ältesten der Waldëo zu erarbeiten: allen Ëo sollte es freigestellt werden ob sie in Tillara bleiben, oder den Wald verlassen wollen. Diejenigen die nicht bleiben wollen, sollten mit Ramadon in die unbewohnten Ebenen östlich von Tillara ziehen und diese besiedeln, außerdem sollte sich keines der beiden Völker in die Belange des anderen einmischen, die Grenze des Waldes sollte die Grenze zwischen beiden sein und niemand sollte diese ohne beiderseitige Zustimmung übertreten. Dies mag sich so anhören als wäre dies keine sonderlich schwierige Lösung gewesen und beide Seiten hätten sich freundschaftlich darauf verständigt. Doch dem ist bei weitem nicht so. Die Spaltung der Ëo war ein geschichtliches Ereignis das von Haß und gegenseitigem Mißtrauen geprägt war, und der einzige Grund dafür daß überhaupt so ein Ergebnis erzielt werden konnte war wohl der Bürgerkrieg der sonst gedroht hätte. Noch heute müssen wir weiterhin unter dem ständigem Mißtrauen der Waldëo leiden, sofern wir überhaupt das Glück haben mit unseren ëoschen Schwestern in Kontakt treten zu können.
Aber zurück zur Geschichte: wohl knapp ein Viertel der Waldëo zwischen Nortádikaiqe und Kenluqe verließ mit Ramadon den Wald, weitere folgten, so daß insgesamt ein Drittel aller Ëo Tillara den Rücken kehrte. Sie besiedelten die Auen und Küsten östlich von Tillara, und sie gaben sich einen neuen Namen: die Seeëo.
Von diesem Zeitpunkt an verläuft die Geschichte der sayelanschen Ëo zweigleisig. Doch in diesem Beitrag will ich mich weiterhin nur mit den Waldëo beschäftigen. Soviel gibt es jedoch auch nicht mehr zu sagen, da die Geschichte der Waldëo relativ friedlich und ereignislos verlief, bis auf den Lapta-Konflikt:

Lapta-Zwischenfall

Wie bereits vorher geschrieben besagt der Vertrag zwischen Waldëo und Zreunokt daß die Grenze zwischen beiden Völkern das "Herz des Flußes" Nortádikaiqe sei. Nun gab es auch einige Inseln im Fluß, von denen die meisten jedoch eindeutig näher an einem der beiden Ufer lagen oder so klein waren daß es sich darum zu streiten nicht lohnte. Mit einer Ausnahme: die relativ große Insel Lapta lag ziemlich genau in der Mitte der Nortádikaiqe. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten sich die Zreunokt aufgrund ihrer Furcht vor dem Wasser und die Waldëo aus Furcht vor Konflikten von der Insel ferngehalten. Etwa hundert junge zreunoktinische Heißsporne überwandte jedoch ihre Furcht vor dem Wasser und schlugen auf Lapta ihr Lager auf. Dies taten sie bewußt provokativ in der Hoffnung einen Krieg zu provozieren. Einige Waldëo fuhren des nachts in Booten nahe der Insel umher und vermaßen den Fluß, dabei stellten sie fest daß die Nortádikaiqe im Norden breiter war, somit müßte die Insel zu ihrem Bereich gehören. Die Zreunokt konterten dies mehrere Tage darauf indem sie eine komplizierte Rechnung aufstellen ließen nach der herauskam daß mehr Wasser im Südarm flöße, somit müßte Lapta ihnen gehören. Beide Seiten begannen nun Truppen zusammenzuziehen, sogar die Waldëo die seit ihrem zweiten Krieg mit den Tli vorsichtiger geworden waren konnte über tausend Jäger an der Grenze stationieren. Auch wenn die überwiegenden Mehrheit auf beiden Seiten keinen Krieg wollte so schien er doch unvermeidbar zu sein da weder Zreunokt noch Waldëo zurückweichen wollten. Der Ausbruch schien unmittelbar bevorzustehen als etwas geschah mit dem niemand gerechnet hatte: eine Gruppe Mönche die zu etwa gleichen Teilen aus Queno und Iáng bestand erreichte die Insel. Sie waren, so sagten sie, gerufen worden um Frieden zu bringen. Sie boten an, beziehungsweise baten beide Seite darum ein Kloster der Göttin Tsint auf Lapta errichten zu dürfen. Tsint war zu diesem Zeitpunkt weder bei den Waldëo noch bei den Zreunokt bekannt und genoß deshalb den Vorteil der Neutralität. Nach einigen Tagen mühsamer Verhandlungen stimmten letztendlich beide streitenden Völker dem Plan zu. Und so ist das Lapta-Kloster bis heute ein einzigartiger Kulturpott zwischen Queno, Iáng, Tli, Zreunokt und Ëo, denn jeder der in Frieden kommt ist in dem Kloster willkommen.
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(c) Lakyr Sayelan.net 2016-09-18 12:19 GMT